Was wir von Krimis lernen können

11.02.2025

  1. Rede nicht so viel.
  2. Rede mehr.

Hä? Was denn nun?

Viele Krimis laufen nach zwei Schemata ab. In dem einen werden Personen ermordet, weil sie dem oder der Mörderin androhen, alles zu erzählen, zur Polizei zu gehen oder sie versuchen, eine Erpressung zu starten. Sie reden also zu viel, statt tätig zu werden. Um zu verhindern, dass die Drohungen wahr werden, töten die Bedrohten ihre Opfer.

Das andere Schema betrifft Menschen, die ermordet werden, weil sie über bestimmte Dinge schweigen. Alte Familiengeheimnisse, verschwiegene Liebesbeziehungen, Konflikte oder schwerwiegende Veränderungen werden nicht kommuniziert. Das Handeln bleibt undurchsichtig oder wird als Gefahr empfunden. Die Personen fallen dem Verbrechen zum Opfer.

Auf andere zwischenmenschliche Beziehungen übertragen, deutet das: Kommunikation ist wichtig, doch auch die richtige Balance und auf den Inhalt. So weit, so platt. Und doch frage ich mich als Berater manchmal: Wieso reden die nicht miteinander???

Weil's eben doch nicht so einfach ist.

Zu den häufigsten Hindernissen zum miteinander Sprechen gehört die Annahme, unser Gegenüber weiß, was in uns vorgeht. Oft aber ist es die Angst, über das zu sprechen, was uns im Innersten bewegt. So real uns diese Beweggründe vorkommen, sind sie doch grundlegende Irrtümer. Niemand, außer uns selbst, weiß, was genau in uns passiert oder warum wir Angst haben. Damit unser Gegenüber das nachvollziehen kann, müssen wir es nach Außen bringen – wir müssen uns äußern.

Es ist wichtig, dass unser Gegenüber Klarheit hat. Auch wenn diese schmerzt. Oft sagen wir, wir wollen unser Gegenüber vor der Wahrheit schützen. Doch wenn wir ehrlich sein wollen, geht es selten wirklich darum. In Wahrheit wollen wir uns vor den Folgen schützen, die bei unseren Gegenübern hervorgerufen werden. Diese Gefühle können sehr dramatisch und schmerzhaft sein.

Auf der anderen Seite entsteht der Unwille oder auch Schmerz beim Gegenüber, wenn wir nur reden, jedoch nie handeln. Wir machen leere Versprechungen. Wenn wir sagen "ich liebe dich", es nie zeigen oder wenn wir behaupten "Ich bin für dich da" und unser Gegenüber im entscheidenden Moment allein lassen. Wenn wir ständig Gründe finden, warum wir jetzt gerade nicht tätig werden können.

Wenn wir die Angst überwinden, die Scham, die Zweifel, die uns schweigen lassen, ist es möglich, Freiheit zu erlangen. Wenn wir darüber sprechen, was uns belastet, hat nicht nur unser Gegenüber etwas davon. Klarheit kann schmerzhaft sein, doch bietet sie die Chance zum Weitergehen. Wahrheit löst Zwänge.


Foto: Markus Winkler auf pixabay